Bau eines Stroh-Lehmhauses
in Zusammenarbeit mit der
ersten Kooperationsschule Berlin-Hellersdorf

"Es steht ein Haus auf unsrem Feld,
kein großes Haus doch auch kein Zelt."

Ein Haus aus Stroh und Lehm. Kein Schuppen oder Stall sondern viel Raum zum Sitzen und Schwatzen. Mit einem Ofen zum Kuscheln. Auch ein Schlafboden muss sein, vielleicht für 10 mal Mensch. Kosten darf das Ganze nix und kaum angefangen ist es schon fertig. Niemals, lachte der Architekt und nicht zu bezahlen, sprach der Ingenieur. Trotzdem, wir wollten es versuchen. Anregung erhielten wir durch vereinzelte Berichte in wenig bekannten, meist ausländischen Fachzeitschriften über ökologisch-alternative Bauweisen und nicht zuletzt durch das Projekt des Kümmelschenken e.V. zu Dresden.

strohhaus

Ein Bauplan entsteht

Normalerweise, so stellen wir uns das jedenfalls vor, benötigt man viel Zeit und je weniger Sachverstand man hat auch einen Haufen Geld um Hausbauer zu werden. Die positive Entscheidung der Stiftung Demokratische Jugend sich an der Finanzierung des vorgestellten Projektes zu beteiligen, erreichte uns 10 Tage vor Baubeginn. Den aus Literaturvorgaben modifizierten Bauplan umzusetzen, bedeutete große organisatorische Probleme zu bewältigen. Bauholz im Baumarkt ist zu teuer. Im Sägewerk bekommt man es auch nicht um sonst und dazu ist es noch nass und verzieht sich. Aber Wo bekommt man heute überhaupt 7 Tonnen Lehm her? Die Konzeption der Details erfolgte kurz vor Baubeginn und wurde im Bauprozess ständig verändert. Im Einzelnen hatten wir folgenden Plan: Bau eines Stroh Lehmhauses mit tragendem Fachwerkrahmen. Die Wandstärke von 65 cm wurde an Hand der zubekommenden Strohquadern festgelegt. Die Wände stehen auf einem Fundamentrahmen aus Beton, der dem Haus Frostsicherheit gewährt. Das Stroh wurde in die Verfachungen gepresst und verzahnt, dann mit einem Drahtgeflecht versehen und von beiden Seiten mit mindestens 3 cm Lehm verputzt. Das Gründach, bestehend aus Rollrasen und Sedumpflanzen, hat an allen Seiten große Überstände. Zur Vorderseite überdeckt es eine großflächige Veranda. Im Inneren wurde ein Kamin aus Schamotten und Lehm installiert sowie ein Schlafboden für max. 10 Personen. Es gibt so viele Fenster wie möglich , da keine elektrischen Anschlüsse vorhanden sind. Auf den Anschluss an das Wassersystem wird verzichtet. Der Charakter des Hauses ist einfach aber nicht ärmlich.

Die Bauherren sind wir!

16 Schüler der Erwin- Strittmatterschule aus Hellersdorf alle zwischen 15 und 17 Jahre alt. Wir sind im 10. Schuljahr und versuchen in dem Schulversuch "Berufsorientierung in Kooperation mit Betrieben der freien Wirtschaft" in Kopplung mit dem "Produktiven Lernen in Europa e.V." unseren Hauptschulabschluss zu erreichen. Seit 3 Jahren arbeitet unsere Schule mit dem Senat und dem Institut für Produktives Lernen zusammen. Über die praktische Arbeit in mehreren Betriebspraktika (verteilt über das Schuljahr) und in unserer Schülerfirma (mit den Bereichen Holzwerkstatt und Cafeteria) erweitern wir unsere theoretischen Kenntnisse. Der Unterricht ist ganz eng mit der Praxis verzahnt und auf jeden einzelnen von uns abgestimmt. Die Betriebe für unsere Praktika suchen wir uns selbst entsprechend unseren Vorstellungen. Klasse war unser Einstieg ins 10. Schuljahr. Neu als Gruppe zusammengekommen fuhren wir Anfang Oktober 14 Tage nach Brückentin, um dort ein Haus zu bauen. Gemeinsam aßen, besprachen, bauten, schwitzten, verwarfen, muffelten und lachten wir. In mehrere Gruppen teilten wir uns allmorgendlich in der Arbeitsbesprechung ein. Jede Gruppe hatte mindestens einen erwachsenen Menschen bei sich, der erklärte, gestikulierte und uns half. Das waren die Betreuer der Jugendnaturschutzakademie, unsrere Lehrerinnen und der Bauingeneur. Je höher unsere Haus wuchs, um so mehr Neugierige zog es an. Schnell wurde aus dem Zuschauen ein Anpacken. Viele waren dabei und haben angefasst. Nach 14 Tagen abzufahren fiel schwer, deshalb war jedes freie Wochenende bis zum 8. Dezember ein neues Bauwochenende. Wir waren oft zu acht mit Begleitung und haben bis zum Frost im Lehm gematscht. Reicht das?

Was wird aus dem Strohhaus

Unsere Idee ist es, damit eine Abenteuerunterkunft für Kinder- und Jugendgruppen gebaut zu haben, die auch als Werkstätte (z.B. Holzschnitzen, Skulpturbau oder Drucktechniken) genutzt werden kann. Ein Auge auf das "Strohhaus" in Form einer Patenschaft werden die Bauherren haben. Für einen Teil der Einnahmen wird es eine Extrakasse geben, mit deren Inhalt spannende Projekte von Kindern oder Jugendlichen, die finanziell Unterstützung benötigen, vor Ort realisiert werden können.

Dieses Projekt gewann in der Kategorie "Jugend" den Hauptpreis der Jugend und Familienstiftung Berlin.

www.jfsb.de